Der Lee-Stil
Der Lee-Stil aus Wei Hei Wei in China, als
Familienstil praktiziert und von Generation
zu Generation weitergegeben, hat nach
mündlichen Überlieferungen der Lee-Familie
eine Tradition von ca. 3000 Jahren.
Im Laufe vieler Jahrhunderte wurde er,
beginnend mit einfachen Grundübungen, zu
einem heute sehr umfangreichen T'ai-Chi-Stil
entwickelt und vervollkommnet.
Die Lee-Tradition umfasst neben der Kunst des T'ai-Chi-Ch'uan
(Meditation in Bewegung) und des Qi-Gong (Atem- und Energie-
übungen) ein großes Spektrum von Taoistischen Wissens- und
Übungsbereichen, u.a. Taoistische Heilkunde, sanftes Kung-Fu,
Bewegungs- und Kampfkünste mit zahlreichen Geräten (Schwert,
Stock, Fächer, Seidentuch etc.), vielfältige Partnerübungen,
Maßnahmen zur gesunden Lebensführung, Taoistische Meditation
und das Studium universeller Gesetzmäßigkeiten.
Chee Soo (Bild) verbreitete die Künste und das Wissen des Lee-Stils in
England und Europa und verfasste auch die ersten schriftlichen Zeugnisse
in Buchform über den Lee-Stil: 'T'ai-Chi-Ch'uan', 'Taoistisches Yoga'
(Qi-Gong) und 'Taoistisches Heilen'.
Die erste deutsche T'ai-Chi-Schule des Lee-Stils entstand 1980 in
Frankfurt/Main begründet und geleitet von Rolf Weber, nach dessen
mehrjährigem Vollzeitstudium bei Chee Soo in London.
Nach dem Tod von Chee Soo 1994 entwickelten sich verschiedene
Strömungen und Schulen des Lee-Stils (auch Li-Stil) mit teilweise
unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausrichtungen und die Ausbreitung
in England und in anderen europäischen Ländern setzte sich fort.
Besondere Merkmale des Lee-Stils
Auch wenn es im Wesentlichen gemeinsame Grundmerkmale sind, die den
diversen Stilrichtungen des T'ai-Chi-Ch'uan zugrunde liegen, wie z.B.
fließende Bewegungsabläufe, Körperhaltung, Weichheit, Nachgiebigkeit, Bewusstwerdung und Vertiefung des Atems, Energiebewusstsein, Yin-
Yang-Prinzip, Zentrierung, Anknüpfung an traditionelle Bewegungs- und
Kampfkünste, Stärkung gesundheitlicher Aspekte, Erdung, Gleichgewicht
u.a., so begegnet man in den verschiedenen Traditionen und Stilen doch
auch unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunktsetzungen.
Diese reichen von einer starken Anbindung an die Prinzipien und Übungs-
formen der Kampfkünste (T'ai-Chi als 'Innere Kampfkunst') über die
Betonung und Hervorhebung gesundheitsfördernder Aspekte (T'ai-Chi als
'Gesundheitsgymnastik') bis hin zur Betonung der Selbstentwicklung u.
Meditation, wie auch spiritueller Erfahrung und Taoistischer Lebenshal-
tung (T'ai-Chi als 'Meditation in Bewegung' bzw. 'Taoistischer Weg').
Zwar gehören zur Lee-Tradition
auch zahlreiche verschiedene Bewe-
gungs- und Kampfkunstaspekte,
ebenso wie auch das fundierte
Wissen um die vielfältigen gesund-
heitsfördernden Wirkungen des
T'ai-Chi-Ch'uan und Qi-Gong.
Im Zentrum aber stehen die
Erfahrungen von Meditation und
innerer Selbstentwicklung.
Der (die) Übende im Lee-Stil sollte von daher bereit sein, loszulassen
von äußerer Selbstdarstellung, übermäßigem Ehrgeiz, Zielorientierung,
Konkurrenz und Selbstwichtigkeit. Vielmehr sollte das Üben und Lernen
hinführen zu mehr Erleben und Erkennen des eigenen Kerns, der univer-
sellen Gesetzmäßigkeiten, der Einbindung des Menschen in die kosmischen
Prinzipien, dem Einklang mit dem TAO.
Einfachheit, Achtsamkeit, Offenheit, Mitgefühl, Übereinstimmung von
innerer und äußerer Natur sollten das Üben begleiten. In den Körper- und
Bewegungsübungen ist das Moment des ständigen Wandels, des Fließens,
der Kontakt zur Lebensenergie, das Akzeptieren der eigenen Möglichkei-
ten und Besonderheiten, der Einklang mit der kosmischen Energie (Li)
maßgeblich. Es gibt keine Statussymbole und Hierarchien, hier der
Meister, der Könner, der Experte, dort der Anfänger, der Nichtkönner etc.
sondern wir alle sind gemeinsam auf dem Wege, jeder an seinem Platz.
Wenn Sie all dies getan haben, dem Weg des TAO gefolgt sind,
es zu verstehen versucht haben, es Ihnen bewusst geworden
ist, bis zu dem Moment der Erleuchtung, wenn Sie diesen Kreis
durchlaufen haben, dann kommen Sie zum Anfang zurück. Sie
haben den Kreis von Yin und Yang des Körperlichen, Geistigen
und Seelischen vollendet, und dann werden Sie zurückkommen
zum Anfang aller Dinge, nämlich zu sich selbst. Chee Soo